Skip to content Skip to footer

Einleitung

0:00

Wir betreten nun die Welt des Künstlers Claude Braun und entdecken hier dessen „H-Impact“ betitelte Ausstellung. Es gibt da Werke mit Titel und Werke ohne Titel. Für den Künstler ist es wichtig der persönlichen Interpretation Raum zu lassen bezüglich eines Kunstwerkes.

Braun ist ganz und gar paradoxal: Schatten trifft auf Licht; Symbole sind mit Nützlichkeit verbunden; Geometrie weicht abstrakten Linien. Dieser Aspekt der Persönlichkeit des Künstlers zeigt,  dass er obwohl sehr bewusst, dem Unbewusstsein einen großen Platz in seinem Vorgehen einräumt, indem er seiner Einbildungskraft und  der aus Geste und Materie bestehenden Erfahrung freie Bahn lässt.

Hören wir dem Künstler zu!

„Alles ist überall. Alles ist verbunden. Das Gleichgewicht entsteht aus den Kräften des Ungleichgewichtes“


Werk ohne Titel, Glasmasse, Sisal und Efeu. 2019

0:00

Dieses Werk ohne Titel ist ein Buntglasfenster  in einer Schaffung ohne Blei und Zement. Die wiederverwendeten Glasplatten verleihen durch ihre Zusammensetzung der Suspension  Dynamik und Rhythmus: das Herz des Werkes ist warm und breit. Die Farben werden kühler, und die Glasmasse wird unauffälliger, so wie sich der Blick gegen die Endpunkte richtet. Mit dieser Suspension weist Claude Braun auf  lokale Geschichte und  Aktivitäten hin im Land der Glasmacher. Durch die Zusammensetzung der Baustoffe zu diesem Werk wollte der Künstler mit den Normen des Glasfensters brechen. Wir hören die Erklärung dazu:

„Das Werk besteht ganz aus Gleichgewicht und Symbolik. Die Efeuranken bedeuten für mich die Ewigkeit. Auf jeden Fall die Beständigkeit in der Zeit. Genau darum geht es in meiner Ausstellung. Weiter lässt die Glasmasse ein schönes Licht durchscheinen, jenes Licht, das in jedem von uns zugegen ist.  Licht ist Voraussetzung für  Schatten, und damit es einen Schatten gibt, muss es ein Hindernis geben. Sehr oft ist der Mensch selbst  das Hindernis. Es wäre jedoch vorzuziehen, dass der Mensch das Licht durchlässt.“


„Das ist kein Teppich“, (Sandspitze auf Holzplatte, Sisal, Farbpigmente )

0:00

Der Titel des Werkes bezieht sich direkt auf das Gemälde von Magritte: „ das  ist keine Pfeife“. Braun unterzeichnet hier die Darstellung eines Teppichs aber nur im Konzept. Das Werk kann weder in seiner Ausführung noch in seiner Zerbrechlichkeit als Teppich dienen. Im Grunde wird es, aufgehängt, zum idealen Teppich des Künstlers. Die hier von Claude Braun entwickelte Technik nennt er Sandspitze. Sand wird mit einem Bindemittel agglomeriert um ihn zu festigen und zu bearbeiten. Das Werk nimmt sodann eine dreidimensionale Gestalt an, die dem Thema der Ausstellung Tiefe verleiht. Der Teppich, dieses alltägliche Objekt wird schön, lässt sich anschauen. Und wird nutzlos.

«  Kunst, jedoch, kann von Nutzen sein. Sie ist die Interpretation der Welt, die uns umgibt. Und vergessen wir nicht, dass die Volkskunst darin besteht nützliche, sehr oft verzierte Gegenstände herzustellen, die dann von Kunsthandwerkern  verewigt und reproduziert werden. Sie schaffen etwas Schönes  mit banalen Materialen. Sie transzendieren das Alltägliche. Ja die Kunst ist etwas Wesentliches.“


„ Gelobtes Land“ (Haselnuss, Erde, Draht, Goldblatt, Sisal, Wachs, Bienenwaben, Drahtgitter, Seidenpapier, Überlebensdecke). Boden und Suspension 2020

0:00

Das Thema „Gelobtes Land“ ist ein doppeltes . Zuerst jenes gelobte Land, wo Milch und Honig fließen, dieses alte, in den Gründertexten beschriebene Versprechen einer besseren Welt. Das Gelobte Land ist eine Wanderung um es zu erreichen, eine Auswanderung ; kurz, es ist der Exodus. In der Wirklichkeit sodann ist das gelobte Land der Aufbruch der politischen, wirtschaftlichen oder vom Klima bedrohten Flüchtlinge in Richtung einer besseren Welt. Die Überlebensdecke steht in direktem Zusammenhang mit den regelmäßig vermittelten Bildern der Medien.

„Die Hoffnung sonst wo suchen,  bedeutet sich von der Verzweiflung zu entfernen. Sich einer besseren Zukunft zuzuwenden. Bedeutet etwas anderes erleben zu wollen, als Hoffnungslosigkeit. Und wenn wir losgelassen haben, befinden wir uns in der Hoffnung und in der Dynamik etwas in uns leben zu lassen, was auf das wirkliche Leben zugeht, jenes, wonach wir uns alle sehnen. Und hier sind wir auf dem Weg dazu“. Die Wahl des Goldblattes ist der Ausdruck der Hoffnung in Brauns Werke. Das Goldblatt ist Sinnbild des Himmels und der Schönheit. In diesem Werk,  an der Spitze der Haselruten zeigt es den Weg zum „Kap der guten Hoffnung“ . Sind auch die Äußerungen von H-IMPACT beunruhigend, räumt der Künstler jedoch der Hoffnung und einem neuen Gleichgewicht einen Platz ein, den der Mensch in seiner Demut vielleicht finden wird. In diesem Sinn drückt Braun das allgemeine Unbehagen aus, in der Hoffnung, dass das Verantwortungsbewusstsein das Übrige dazu beiträgt.


„Kokon“ (Erde, Sisal, Goldblatt, Haselnussknospen und – Ruten, Holz, Vogesensandstein, Nägel, Messing, Farbe.  2008 )

0:00

„Kokon“ ist kein Begriff. Keine Suspension. Keine Ansprache. „Kokon“ ist ein Lachen. Eine Erfahrung. Es ist eines der ersten vom Künstler, für H-Impact geschaffenen Werke. Diese kleine Form ist die Illustration der künstlerischen Vorstellung im Dienst der Ästhetik. Sie ermöglicht ein Atemholen in der Ausstellung und eine Inspiration, um die Einbildungskraft des Betrachters anzuregen.

Das Werk ist eine Rundskulptur, die weder aufgehängt ist,  noch am  Boden liegt. Die geometrischen Formen der Basis  setzen sich in einem irdenen Zylinder fort, der durch eine gebogene Stange verdrängt wird, die zugleich auf die Grundfläche und auf das Äußere des Werkes hinweist. Braun betrachtet das Werk als etwas Heiteres und als Tanz.


„Tribut“ (Haselstrauch, mit Goldblatt überzogener Vogesensandstein, Farbe und Messingdrähte 2008)

0:00

Die im Herz von „Tribut“ eingeschlossenen Goldbarren sind ein Sinnbild der Götzenverehrung des Geldes, die wie eine Falle zuschlägt und uns manchmal gefangen hält durch unsere maßlose Liebe zur Anhäufung von Reichtümern oder dessen, was wir unter Reichtum verstehen. Die Verflechtung der Haselruten deutet direkt auf das Eingeschlossen sein in  eine Sucht.

„ Unsere Welt , so wie sie ist, ist in diesen Götzendienst eingetreten. Die Welt hat sich eingelassen auf die Ausbeutung des Menschen durch den Mensch. Jagd nach Gewinn, und Habsucht haben unsere Mitmenschen dazu gebracht sich von ihren tiefen Wurzeln zu trennen. Der Mensch hat sich verändert und hat vermutlich seinen Geist und seine Grundlage verloren :  Die Beziehung zum Mitmenschen. „

Das Werk wurde geschaffen im Kontext einer kollektiven Ausstellung, die dem Thema des Idols gewidmet war.


„Die Faserigen“ ( Triptik, Auszug aus einer Folge von sieben, mit Kugelschreiber angefertigten Zeichnungen auf Archespapier , Sisal, Vogesensandstein und Haselruten.

0:00

Jeder von uns neigt zum Kritzeln, am Telefon, bei einer Versammlung, während eines Unterrichts. Kritzeln ist dann eine Art von Verstoß, denn unsere Geste  wird uns wichtiger  als das, was uns umgibt,  und man schafft etwas, was manchmal über uns hinausgeht.

Claude Braun will dem Besucher damit erklären, dass aus einem zufälligen Strich ein Werk entstehen kann. Ein Strich, dann ein zweiter, dann Hunderte und Tausende von Strichen ergreifen letztendlich denjenigen, der sie verwirklicht hat. Auf diesem Weg des Zufalls erscheint die Form, und der Kunsthandwerker, der in jedem von uns zugegen ist wird zum Künstler, sobald er der Aufmerksamkeit für die Welt, die ihn umgibt den Rücken kehrt, um sich schließlich ganz auf seine transgressive Ablenkung von der bestehenden Ordnung zu konzentrieren. Der Künstler erklärt:

„Am Anfang sieht der Zufallsaspekt nach Chaos aus und entzieht sich meiner Logik. Nach und nach gelingt es mir durch vernünftiges Überlegen und Wiederholung der Geste etwas zustande zu bringen. Alles bekommt dann seinen Sinn. Wenn ich diese Äußerung auf das übertrage, was wir erleben, kann  das Chaos zu etwas werden, was uns transzendiert.“


Vidéo : H-IMPACT par Claude Braun (2019)