« Auferstehung »(Zedernholz, 2001)

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« Auferstehung » empfängt den Besucher mit offenen Armen in Josef Pyrz’ Ausstellung. Das Werk, im Zentrum der Hauptgalerie des « Centre d’Arts », ist etwas Besonderes. Christus ist in seiner Größe übermäßig im Verhältnis zum Kreuz.
Dieses Kreuz, deutlich dunkler als das Zedernholz der Christusskulptur, wird zur Stütze desjenigen, der es, der Schrift nach, nicht mehr wiedergesehen hat nach seinem Tod. Christus, im Vorgehen des polnischen Künstlers, stützt sich auf dieses Kreuz um in die Welt zu gelangen.
Für Pyrz „ist die Auferstehung eines der Geheimnisse des Glaubens. Dem kann man keine Argumentation entgegenhalten“. Wenn man die angewandte Technik betrachtet, stellt man fest, dass Pyrz mit « Auferstehung » ein Werk signiert, das ihm ähnlich ist. Das Gesicht ist tadellos und naturgetreu ausgeführt. Die Füße befinden sich in einer Stellung ,die menschlich nicht nachzuvollziehen ist, wie auch die übrige Haltung des Körpers. Sodann kommen die, eine Zeitlang vergessenen Plissees in Pryz’ Werk wieder zum Vorschein in dieser Allegorie, die bei weitem die hier interpretierte Darstellung übertrifft.
Raum 1 – Josef Pyrz, Künstler und Philosoph
Einleitung

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Willkommen in diesem ersten Teil der Kunstsammlung „ Josef Pyrz, Künstler und Philosoph“.
Josef Pyrz wurde 1946 in Gawlowek ( Polen) geboren. Er studiert Philosophie und schafft zugleich seine ersten Werke. Seine Jugend verbringt er in einem Ostblockstaat, was ihn in seiner politischen und religiösen Überzeugung bekräftigt. 1979, als 30jähriger beschließt er mit Frau und Kindern Polen zu verlassen, und zieht nach Frankreich. In Paris lässt er sich dann endgültig nieder, und fährt fort mit seinem Schaffen in seinem Atelier im 20sten Arrondissement. 1983 gibt ihm Olivier Messiaen eine Holzskulptur in Auftrag : Franziskus von Assisi, die er im „Opéra de Paris“ ausstellt, anlässlich der acht Vorstellungen seiner, von Seiji Ozawa dirigierten Oper „ Der Heilige Franz von Assisi, franziskanische Szenen“. Dieses Ereignis trug dazu bei den Ruf Josef Pyrzs zu erweitern.
Pyrz hat über zweihundert Werke geschaffen, unter anderem eine Statue der Heiligen Rita im Sacré Coeur von Montmartre, eine „Mariä Verkündigung“ in der Kathedrale von Durham in Großbritannien, und ein Denkmal zu Ehren Olivier Messiaens in Neuvy-sur-Barangeon, einem Dorf, in dem der Komponist sich gerne aufhielt und arbeitete.
Der, für seine monumentalen Holzskulpturen bekannte Künstler, hat auch in Vogesensandstein gehauene Werke geschaffen, die außerhalb des Kunstzentrums, entlang des Weges, der seinen Namen trägt, ausgestellt sind. Gegen Ende seines Lebens hat Pyrz auch etwas schlichtere Bronzeskulpturen realisiert, und zeigte damit einen neuen Weg in seiner ästhetischen und philosophischen Nachforschung.
Die Sammlung Pyrz des Schorbacher Kunstzentrums ist die größte, die diesem international bekannten, 2016 verstorbenen Künstler gewidmet ist.
In diesem Raum sind sechs Skulpturen versammelt, die den Besucher aus philosophischer Sicht herausfordern, wobei diese Facette eine der beiden Säulen von Josef Pyrz‘ künstlerischer Suche darstellt
« Vater und Sohn » (Eiche, 1999)

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Ein Vater und ein Sohn, beide mit Bart : Personen eines gewissen Alters. Erinnern Sie sich an das letzte Mal auf dem Schoss einer Ihrer Eltern ?
Diese Skulptur thematisiert unter einem massiven Aspekt eine heikle Beziehung zwischen Kind und Elternteil. Dieser Kontrast zwischen der Idee einer gewissen Nähe und der Form der Skulptur lässt den Gedanken aufkommen, dass die Unterstützung zwischen den Generationen zerbrechlich ist. Sollte sie jedoch bestehen, wird sie widerstandsfähig, wie die vom Künstler ausgesuchte Materie : Eichenholz. «Vater und Sohn » illustriert diesen Gedanken durch die gekreuzten Hände vorn und die schützenden Hände hinten.
« Die Erwartung » (Kastanie, 2002)

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« Die Erwartung ist das Ergebnis meiner philosophischen Forschung : Was bedeutet hier und jetzt ? »
Pyrz schafft die Figur einer Frau , die ihr Kind erwartet. Für den Künstler bedeutet warten, sofort, und es ist ein Vorgang. Die Frau lässt nicht nur einfach die Zeit über sich ergehen, sie genießt sie.
Für die Frau, die weder liegt noch steht, dehnt sich dieses Warten aus und dauert eine gewisse Zeit. Ihr Gesicht, aus der Sicht des Künstlers ein wesentlicher Körperteil, zeigt weder Freude noch Schmerz ; ihre gekreuzten Beine deuten auf Entspannung hin. Diese Skulptur lässt die Gelassenheit in der Erwartung sichtbar werden. Die angedeuteten Hände über der Brust vereinen Mutter und Kind : diese Hände verbinden für immer das noch Ungeborene und die Mutter, die es in ihrem Leib trägt.
« Der Moderne Mensch » (Nussbaum und Buche, 1988)

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« Ich gebe zu , dass mir die Idee kam, nachdem ich Charlies Chaplin Film « Moderne Zeiten » gesehen hatte.
Josef Pyrs war geprägt worden durch die Sequenz, wo der Held vom Räderwerk der Industrie für die er arbeitete getrieben wird. Diese Skulptur ist eine Überlegung des Künstlers über den Platz des Menschen im System. Das gilt ebenso für ein kapitalistisches Staatssystem ( sowjetische ex-Systeme und ihresgleichen,) wie heute in der liberalen, kapitalistischen Gesellschaft. Der Mensch wird zu oft zermalmt von der Gesellschaft, in der er lebt.
Die Art und Weise wie Pyrz zu dieser Frage Stellung nimmt, geht auf die eigene Erfahrung zurück. Er erklärt das Konzept der Skulptur auf ganz persönliche Weise : « In diesen gegenwärtigen Zeiten hatte ich einige Schwierigkeiten diesen Druck anzunehmen und ich fühlte mich gefangen in der Falle der Getriebe, die mich zugrunde richteten. » Ist demnach « Der moderne Mensch » ein Selbstbildnis ? Zweifellos, umso mehr als die Arme der Skulptur eine Darstellung von Josef Pyrz’ eigener Arme sind.
« Einsamkeit » ( Esche und Akazie, 1983 )

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Dieses in Eschenholz geschnitzte Gesicht kann zunächst überraschen. Die Augen befinden sich nicht an der gewohnten Stelle sondern auf der linken Seite der Skulptur. Der technische Blickwinkel, das heißt der Blickwinkel einer künstlerischen Nachforschung nahe der kubistischen Bewegung, und der philosophische Standpunkt können gleichzeitig in Betracht gezogen werden.
Durch seine eigene Erfahrung mit der Einsamkeit bringt Josef Pyrz das Verhalten desjenigen zum Ausdruck, dessen Blick in eine Richtung geht und sich damit vom “Auge in Auge“ vom „Angesicht zu Angesicht“ abwendet. „Einsamkeit“ ist Pyrz‘ ältestes Werk in der Sammlung des „Centre d’Art“ von Schorbach.
Raum 2 – Josef Pyrz, der Glaube als Inspiration

Einleitung

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Wir befinden uns hier im Raum „ Josef Pyrz, der Glaube als Inspiration.“ Die großen Strömungen der jüdisch-christlichen Kultur waren eine der Grundlagen von Josef Pyrz Inspiration, weil er ein gläubiger Mensch war. Dies ist der zweite Pfeiler seines Schaffens. In dem Maße wie der Künstler sich durch seine Nachforschungen entwickelte, vermischten sich seine Kunst und sein Leben. Die, den Themen der biblischen Erzählungen gewidmeten Werke sind für Pyrz Zeugnisse seines Lebens als Mensch und nicht nur seines Lebens als Künstler .
In diesem Raum befinden sich Werke, die zwischen 1984 und 2008 entstanden sind. Es ist interessant die Evolution der Ausdrucksweise und der Technik von Josef Pyrz im Lauf dieser Jahre zu erfassen. Seine Werke aus den 80er Jahren bestehen aus einer Mischung von Gründungsgeschichte und Sozialkritik. Seine späteren, etwas einfacheren Werke stehen in noch engerer Beziehung zu seiner Spiritualität.
„David und Goliath“ ( Eiche, 1984 )

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Eines der eindrucksvollsten und auch der ältesten Werke in der Sammlung Pyrz im „ Centre d’Arts“ von Schorbach. Man findet wieder, in dieser Ausführung den kubistischen Einfluss der 1980ger Jahre, den man bereits in seinem Werk „ Einsamkeit“ feststellen konnte.
Diese Skulptur, eine Interpretation des Gründungsmythos von David und Goliath, ist die Darstellung der beiden Protagonisten in einem und dem selben Körper. David und Goliath bedeutet für Pyrz ein Abenteuer, „ das mit einem politischen Ereignis in Polen begann, als die starke kommunistische Armee dem, von Solidarnosc verteidigten Volk den Krieg erklärte. Ich habe mir die Frage gestellt: Wann sind wir David und wann sind wir Goliath? Ich hatte Seitenwechsel beobachtet. Anhänger von Solidarnosc schlossen sich Jaruzelski an, und kamen dann wieder zurück zu Solidarnosc. David und Goliath ist eine Gestalt mit zwei Gesichtern“
Pyrz fährt fort : “ Davids Kopf ist erhoben um die Psalmen zu singen. Im hinteren Teil der Skulptur lassen Davids Hände die Kriegsmaske Goliaths verschwinden. Es ist ein Loblied.“
„David und Goliath“ ist vor allem der Sieg der Anmut über die Brutalität. Es ist der linke Fuß, Davids Fuß, der wie ein Tänzer den rechten Fuß, Goliaths Fuß vernichtet. Goliath dessen greifbare, massive, starke, kriegerische Allmacht nichts auszurichten vermag gegen die Intelligenz, die Kunst, und die Freiheit.
„ Er hat gelacht“ (Eiche, 1986)

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Josef Pyrz äußert sich in folgenden Worten über die Skulptur, die er „ Er hat gelacht“ nannte.
„Das Geheimnis der Dreifaltigkeit hat mich schon immer herausgefordert, weil sie Persönlichkeit und Identität in Frage stellt. Die Begegnung Abrahams mit den drei, in Menschengestalt erschienenen Engeln hat die Bestimmung des Menschen verändert. Gott ist nicht länger eine abstrakte Macht , weder ein Ochse, noch ein Naturphänomen, sondern jemand, der zu uns spricht. Hier sind vier Gestalten zu sehen. Oben der Schöpfer in schaffender Bewegung. Der Sohn, ein wenig verborgen, unscheinbar, und der Geist mit Menschengesicht, der sich an Sarah wendet, und ihr einen Sohn verspricht.
Warum dieses „Er hat gelacht“ ? „ Ich wollte Sarahs Skepsis anschaulich machen, die vor lauter Zweifel gelacht hat. Der Herr antwortet: „ du hast gelacht“ und Sarahs Zweifeln wird zu Abrahams Freude. Er wird einen Sohn haben : Isaac. Dieser Name bedeutet „ der, der gelacht hat“.
Dieses Werk von Josef Pyrz ist ein Urbild seiner Kunst. Wie in zahlreichen anderer seiner Werke finden wir hier die charakteristischen „Plissees“ wieder. Plissees, die der Künstler immer seltener anwenden wird.
« Pieta » ( Akazie 2006 )

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Pyrz’ Pieta ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Sie widerspricht einerseits der erwarteten, oft in triangulärer und ziemlich massiver Ausdrucksweise dargestellten Form. Pyrz‘ Pieta hier ist klein. Die Größe befindet sich anderswo als in der Form. Andererseits überrascht die Skulptur, wenn sie mit „David und Goliath“ verglichen wird; „David und Goliath“ ist massiv, „Pieta“ eher unauffällig. „David und Goliath“ ist zugleich strukturiert und unstrukturiert. „Pieta“ ist wirklichkeitsnah. „David und Goliath“ erzwingt die Interpellation. „Pieta“ lädt zur Betrachtung ein.
Über zwanzig Jahre trennen beide Werke, dies ermöglicht der Entwicklung des Schaffens der Künstler im Allgemeinen, und der von Pyrz im Besonderen näher zu kommen, denn für letzteren kann sich der künstlerische Ausdruck nicht ohne Forschen begreifen, und folglich nicht ohne Entwicklung.
„Evangelisten“ (Esche, 2008 )

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„Ich habe dieses Stück Eschenholz in einer Lichtung nahe der Weißrussischen Grenze gefunden. Um dieses Werk zu schaffen, habe ich in einer Umgebung von orthodoxer und katholischer Kultur gearbeitet, und habe so in Frieden gelebt. Ich habe dann an die gemeinsamen Wurzeln unseres christlichen Glaubens gedacht.
Dieser Baum gleicht einem Kugelschreiber, der in einem offenen Buch steckt, aus dem sechs Gesichter hervorspringen. Das erste, oben, ist Christus. Er bewegt sich. Ganz unten ist Maria, die ich als unschuldiges Kind dargestellt habe. In der Mitte, die vier ganz in Staunen versetzten Evangelisten. Jeder deutet nach seiner eigenen Auffassung die Worte Christi.“